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Das Märchen vom frierenden Vulkan

eBook, ca. 16 Seiten, 7,99 EURO

Er heißt Linda. Er liebt die Sonne. Es ist die Geschichte einer unglücklichen Beziehung in einer von Gegensätzlichkeit geprägten Konstellation, die in der Folge zu einem von inniger Verschmelzung geprägten Happyend führt.

AUS DEM INHALT:

Es war einmal ... So fangen sie an, die Märchen, die richtigen, die, von denen die Märchen ihren Namen haben, eben die richtigen. In meinem Falle, ich meine, zu dem was ich erzählen möchte passt das ja eigentlich nicht so recht, insbesondere die Vergangenheitsform. Es war einmal ... Meine Geschichte ist und war. Eigentlich ist sie mehr als dass sie war. Nein, das stimmt so nicht. Der Anfang der Geschichte liegt viele tausend Jahre zurück. Eigentlich auch wieder nicht. Es begann exakt vor zwei Wochen und einem Tag. Aber das ist ..., das war nur der Auslöser, der Anlass, weshalb ich niederschreibe was geschah. 

In Wirklichkeit, ich meine im wirklichen Geschehen, ich meine bevor sich ereignete was ich eigentlich beschreiben möchte, hat sich das, was ich beschreiben möchte, hunderte, nein tausende, nein Millionen, ach ich weiß nicht wie oft, jedenfalls seit grauer grauer Vorzeit immer wieder genauso abgespielt, wie ich es nun erzähle. Genauso stimmt nicht. Kann ja nicht. Schließlich geht es bei meiner Geschichte auch um Linda. Und Linda ist ... Sie ist ... So geht das nicht. Ich muss noch einmal von vorne anfangen. 

Es war ... Es ist ... Ich glaube, ich beginne ganz einfach mit dem was alles ausgelöst hat. „Linda, du bist ein Vulkan,“ das sagt doch schon sehr viel. Oder nicht? Jedenfalls sind das ..., nein, waren das ..., nein, egal, es handelt sich um meine Worte. Vor exakt zwei Wochen und einem Tag, exakt am Freitag, um exakt ..., so genau weiß ich das natürlich nicht, sagen wir ..., nehmen wir an, es war um 22.35 Uhr. Die genaue Uhrzeit ist nicht von Bedeutung. In der Comedykneipe, in der Altstadt, sind diese Worte gefallen, aus meinem Mund: „Linda, du bist ein Vulkan.“ 

Natürlich nicht richtig, nicht wirklich herausgefallen. Das versteht sich von selbst. Worte fallen ja nicht. Auch nicht aus dem Mund. Sie verlassen ihn ja gar nicht. Sie können es nicht, sind nur fiktiv vorhanden, nicht organisch, mehr in der Interpretation des Gehörten. Sie schwirren durch den Raum, unsichtbar, nicht greifbar, körperlos, schwerelos. Deshalb können sie auch nicht fallen. Wenn ein Wort fallen könnte würde man das hören, ein hässliches, störendes Geräusch, wenn es aufplumpst, meine ich. Es würde je nach Gewichtung hart „klick“ oder „klack“ oder bei einem sehr gewichtigen Wort vielleicht sogar dumpf „klock“ machen. Man würde bei einer Folge gewichtiger Worte gar nichts mehr verstehen vor lauter „klock, klock, klock“. Die Worte würden ihre Bedeutung verlieren. Sie würden zu reinen Geräuschobjekten. Aber Gott sei Dank, es ist ja nicht so.

Jedenfalls war es nicht so, an jenem Freitagabend in der Comedykneipe, in der Altstadt. Sonst hätte Linda ja anders reagiert. Das heißt, eigentlich ..., wenn ich mir das so richtig in Erinnerung bringe ..., was nicht einfach ist, weil es für mich nicht so von Bedeutung war, an jenem Freitag, das, was aus meinem Mund drang, sich hinauszwängte, was sich löste ... Nein, es sprang. Das ist jetzt übertrieben. Ich bin ziemlich sicher, dass sie es verstand, was sich da ..., was nicht besagt, dass sie es richtig verstanden hat, so, wie ich es gemeint habe. 

Linda hat die Worte entgegengenommen, empfangen. Sie schaute mich dabei allerdings etwas befremdet an. Ich sehe es noch genau. Sie beugte sich leicht nach vorn auf dem hohen Hocker, zu mir hin, so als sei sie nicht sicher, dass die Botschaft für sie bestimmt ist. Es war eine Botschaft, jedenfalls von mir so gemeint, eine wohlbedachte Aussage, die Konsistenz sozusagen auf das, was vorangegangen war, auf die Gespräche, präziser auf das, was sie mir erzählte. 

Sie war traurig, hatte einen Durchhänger. Für mich nachvollziehbar an jenem Abend. Es ging um die Beziehung zu ihrer Freundin, um die sie betreffende Reflexion daraus, kurz, um das, was für sie übrigblieb. Es ging um unerfülltes Lebensglück, um das Miteinander und um das Drumherum. Es ging um das, was dazu führt, den richtigen zu finden, den Traumpartner. Den, mit dem man ... Eben den richtigen. 

Die Freundin, obwohl sie mit uns an dem kleinen Tisch saß, wirkte, umschwirrt von gutaussehenden jungen Männern, weit weg, nicht nur an jenem Abend, wie ich von Linda erfuhr, was für mich auch nachvollziehbar war. Nicht für sie, für Linda.  „Linda, was liest du zur Zeit?,“ hörte ich einmal aus dem Mund eines jungen Mannes an unserem Tisch, und ich sah wie es sie traf. Die Antwort wartete er nicht ab. Linda versuchte auch nicht die Frage zu beantworten. Es war ja keine. Er hatte sich wieder abgewendet, sich der sehr anziehend wirkenden Freundin, Lindas Freundin, zugewendet, was ich nur zu einem Teil verstehen konnte, an jenem Abend. 

Genau darüber unterhielten wir uns, sehr ausführlich. Dabei, so gutaussehend, so warm, offen und liebenswert wie an diesem ..., ich meine an jenem Abend, in der schummerigen Kneipenatmosphäre, habe ..., hatte ich Linda bislang nicht wahrgenommen. Deshalb sagte ich ja: „Linda du bist ein Vulkan,“ aber auch weil ich sie oft intensiv ihre Ansichten und Einsichten vertretend erlebt habe, bei vorangegangenen Begegnungen.

Aber an diesem Abend wirkte sie sehr still und nachdenklich. Das bedeutet nicht etwa ..., jedenfalls wer Linda kennt, ich meine richtig kennt, weiß um ihre Werte, insbesondere um die, die man mit den Augen nicht sehen kann. Linda ist ... Sie ... So geht das nicht. Ich komme vom Thema ab. Ich muss noch einmal von vorn beginnen, jedenfalls was diesen ..., jenen ..., den Freitag ..., diesen bewussten ..., den vor exakt ... Linda hatte freundlich „hallo“ gehaucht, als ich sie und ihre Freundin, ich schwöre, auch ihre Freundin, nicht wahrnehmend vorbeischlenderte, nach einem guten Platz mit gutem Blick auf die kleine Bühne suchend. 

Schlendern ist nicht gut. Es ist zu salopp. Am Abend, in der Kneipe, bei dämmerigem Licht, waren es Kerzen? Ich erinnere mich nicht mehr so genau. Jedenfalls war es ziemlich düster und da schlendert man nicht, man ist Suchender allenfalls, in meinem Falle im Besonderen. Das war ich an jenem Abend. Ich suchte, als mich das schon erwähnte, sehr sympathisch gehauchte „Hallo“ traf. Es traf mich wirklich, hielt mich fest, unterbrach die Abfolge meiner suchenden Schritte. Das ist natürlich ganz schlecht. Es gibt keine suchenden Schritte. Ich suchte einen guten Platz.

Es waren noch nicht viele Gäste anwesend. Ich hatte somit die Wahl. Das heißt, eigentlich hatte ich ja keine. Das „Hallo“ ließ meine Schritte einfrieren. Wieder so eine dumme Formulierung. Schritte können nicht frieren, erst recht nicht einfrieren, jedenfalls nicht in der Luft, wenn man ein Bein hebt, eher ... Ich denke, wir beide froren etwas an jenem Abend. Ich als Suchender, sie als Vulkan. Nein, das kann ich so nicht stehen lassen. Linda – ein frierender Vulkan. Das klingt paradox. Es ist paradox! Ein Vulkan, der friert? Eher könnte man wohl vom Gegenteil ausgehen. Aber jetzt muss ich zur Sache kommen, sonst schaltest du ab und bist sauer auf mich. 

Eigentlich sollte die Geschichte ”Vulkan liebt Sonne” heißen. Aber das klingt zu einfach. Allenfalls ein Arbeitstitel. Linda hat eigentlich wenig mit dem zu tun, was ich erzählen möchte. Kann sie ja auch nicht, rein zeitlich gesehen. Linda lebt. Sie lebt heute. Der Vulkan in meiner Geschichte, der, den ich nach ihr benennen möchte, weil es so am einfachsten ist und weil Linda ja am Rand des Geschehens vorkommt, dieser Vulkan lebte ..., nein, er lebte nicht. Vulkane leben nicht, obwohl man das vielleicht etwas naiv annehmen könnte, weil sie so viel anstellen, ich meine ... Was machen sie denn, wenn sie gut drauf sind? Sie eruptieren, wenn sie richtig gut drauf sind. Das weiß jeder. Und er war gut drauf, der Vulkan Linda, frühmorgens. Von Linda, ich meine von der wirklichen Linda, weiß ich das natürlich nicht. Er eruptierte vor Freude, der Vulkan Linda. Ein Ausdruck des Wohlempfindens, du verstehst das.

Früh am Morgen ging es ihm gut, sehr früh am Morgen, wenn die meisten Vulkane noch schliefen. Aber die meisten der meisten Vulkane schliefen ja sogar mittags, am Abend und überhaupt. Linda nicht. Ich meine Linda, den Vulkan. Er war verliebt. Er/Linda, an diese Konstruktion muss ich mich gewöhnen, du wahrscheinlich auch. Aber es ist so am einfachsten. Also, wenn ich nun Linda sage, dann meine ich ihn, den ... Er war verliebt in die Sonne. 

Eine tolle Geschichte, nicht wahr? Ein Vulkan, der friert und Linda heißt, liebt die Sonne. Ein sehr ungleiches Paar, zugegeben, aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. So war es wirklich, damals auf dem kleinen grauen Planeten, zu einer Zeit als noch sehr viel Unordnung herrschte, im Kosmos. Und glaube mir, so unglaublich es klingt, ein Vulkan kann frieren, obenherum. Wobei ich nun beim Stichwort bin, bei dem worüber ich in dieser Geschichte berichten will.

Es war einmal in grauer, .... Jetzt stimmt es. Hier beginnt mein Märchen vom frierenden Vulkan. Es war einmal in grauer, grauer Vorzeit, nur wenige hundert Millionen von Jahren nachdem durch eine grobe Unachtsamkeit eines heute leider unbekannten Wesens im Universum unsere Milchstraße entstand, ein junger von der Existenz des Seins noch wenig gebeutelter Vulkan, der durch seine heißen Wurzeln tief und innig verbunden war mit einem kleinen, fast kugelförmigen grauen Planeten, der sich seinerseits, wenn man diesen Teil unserer Milchstraße, sagen wir aus einer Entfernung von etwa vier bis fünf Lichtjahren betrachtete, in harmonischer nachbarschaftlicher Nähe und Distanz zu einigen anderen, meist ebenso grauen, meist  voluminöseren Planeten in einer besonders öden und dunklen Ecke dieser ..., unserer Milchstraße, gleich vorne rechts, um eine wohlgeformte strahlendschöne Sonne drehte. 

Störe dich bitte nicht daran, dass ich die Farbe Grau so oft erwähne. Aber die Farbe Grau war für Planeten jenes Zeitraums in diesem öden, dunklen Teil unserer Milchstraße eine normale, alltägliche Farbe. Alle Planeten dieses Sonnensystems waren bedeckt mit Geröll und erstarrter Lava, überzogen von einer dicken dichten Aschenschicht.

Der kleine fast kugelförmige graue Planet, von dem ich berichte, beherbergte, ebenso wie seine Nachbarn, viele Vulkane, meist solche der älteren Generation, fast erloschene, die mit den grauen Aschenhäuptern, die Ruheständler, die immer nur ..., zum Leidwesen des jungen von der Existenz des Seins noch wenig gebeutelten Vulkans, vor sich hin brubbelten und brabbelten, wenn sie sich nicht gerade im Tiefschlaf befanden, was bei ihnen oft der Fall war. 

Erloschen, ein hartes, unangenehm und endgültig klingendes Wort. Aber so bezeichnet man diesen Zustand in der Vulkanterminologie. Erloschen, das ist wie aus und vorbei, für immer. Es ist das Gegenteil von fühlen, pulsieren, prickeln. Kennst du Schmetterlinge im Bauch? Natürlich kennst du das, aber mit Sicherheit auch, was man in der Vulkanterminologie mit einer eruptionslosen Phase bezeichnet. 

Einige der ..., ich sage wohl am neutralsten Ehemaligen, grummelten noch so ein wenig vor sich hin, dann und wann, oder husteten dumpf, das graue Aschenhaupt nach innen gekehrt, wenn die Dunkelheit und Kälte kein Ende nehmen wollte. Es gab solche Zeiträume auf dem kleinen grauen fast kugelförmigen Planeten und in den letzten ein- bis zweitausend Jahren jener Epoche, ich meine die graue, graue Vorzeit, sogar recht häufig.

Jetzt bin ich mittendrin, in meiner Geschichte. An diesen dunklen, kalten Zeiträumen war der einzig wirklich eruptive junge von der Existenz des Seins noch wenig gebeutelte Vulkan Linda nicht unbeteiligt. Er war es, der in seiner ungefassten Impulsivität häufig dafür Anlass gab, dass sich die wohlgeformte strahlendschöne Sonne hinter die von ihm erzeugten grauen Aschenwolken zurückzog. Manchmal dauerte es sehr lange, bis sie sich wieder blicken ließ, für manche der Ruheständler zu lange. Sie erloschen endgültig. 

Doch nun möchte ich detailliert beschreiben, was geschah, vor etwa fünfundzwanzigtausend Jahren, in einer der dunkelsten und ödesten Ecken unserer Milchstraße, gleich vorn rechts. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass dies nicht einfach ist, weil es so lange zurückliegt und weil es dort, wie ich es schon mehrmals erwähnt habe, sehr dunkel war. Zuerst muss ich wohl erklären, wieso Linda fror. Natürlich hat ein Vulkan nicht gerade wenig von dem was warm hält. Das macht einen Vulkan aus, die Wärme, man muss schon sagen die Hitze in seinem Bauch. Es gibt aber mehr als das. Den Bauch meine ich. Wenn wir von einem Vulkan sprechen, denken wir wohl etwas vordergründig an das, was von ihm herausschaut, oben. Eben.

Linda fror am Kopf, bildlich ausgedrückt. Der Vulkan Linda fror, weil er spürte, dass es noch andere Werte gab, als alleine vor sich hin zu eruptieren. Er wollte nicht nur Wärme erzeugen. Er suchte den Austausch. Aber da war ja kein anderer vergleichbar aktiver Vulkan, weit und breit. So eruptierte Linda still vor sich hin. Nicht richtig still. Eruptionen sind immer mit Geräuschen verbunden. Aber Linda traute sich nicht so recht. Er übte ja noch. Sein Schlund war eng, seine Magmawurzeln noch nicht so tief, verzweigt und ausgebildet. Die alten, ergrauten Nachbarn lächelten müde, so, als würden sie sich schwach erinnern an etwas was einmal war. 

Die spärlichen Lavagüsse waren für Linda Erfolgserlebnisse. Sie wärmten was oben herausschaute ein wenig. Die rote Farbe belebte das graue, triste Einerlei um ihn herum wohltuend. Empor geschleuderte Gesteinsmassen und erstarrte Magma ließen ihn wachsen, das was von ihm herausragte. Er konnte täglich weiter schauen, täglich mehr von dem überblicken, was ihn umgab. Es machte ihn täglich trauriger. Er sah täglich mehr graues Einerlei. 

Es gab aber etwas, worauf er sich freute, sehr freute, jeden Tag. Es war das Erwachen der Sonne. Mit ihr hatte er eine freundschaftliche Beziehung. Er genoss es, wenn sie sich aus ihrer Schlafstätte erhob, ihn dabei anblinzelte, wenn sie sich reckte und streckte, wenn sie an Farbe und Wärme zunahm. Die ersten noch schwachen Strahlen trafen sein Haupt, streichelten, liebkosten es, als sei er der einzige Vertraute auf diesem Planeten. Das farbige Hell umflutete wohltuend seine Flanken, strich zart daran entlang, umschloss den bebenden Kratermund. In diesen Minuten waren sie ein Paar. So schien es Linda. Es waren für ihn Zeiträume höchsten Glücksempfindens. In den frühen Morgenstunden empfand Linda das Pulsieren des glühenden Magmas und den Strom der heißen aufsteigenden Gase intensiver als zu anderen Zeiten. Er fühlte sich selbst beinahe wie eine Sonne, ebenso wohlgeformt und strahlendschön. 

Nun weißt du, warum der Arbeitstitel der Geschichte „Vulkan liebt Sonne“ heißt. Sie gaben sich, was Liebende sich geben können, in diesen frühenStunden des Tages. Aus unserer Sicht natürlich rein platonisch. Doch, wie das so ist, wenn man begehrt was sich fortbewegt, man begehrt etwas was viele Verehrer anzieht. Dazu zählten auf dem kleinen grauen Planeten alle anderen Vulkane, die fast erloschenen, die eruptionslosen, die vergessen hatten wie es geht, sogar jene die leugneten, dass es so etwas wie Eruptionen gab. Alle hatten sie ihre Freude an der wohlgeformten, strahlendschönen Sonne. Sie warteten sehnsüchtig auf die Begegnung mit den liebkosenden Strahlen. Und sie, die der junge noch wenig von der Existenz des Seins gebeutelte Vulkan Linda als einen Teil von sich selbst empfand, gab sich hin, allen die sich vor ihr neigten, allen die sie mit Komplimenten überhäuften, allen die sie begehrten. 

Die wohlgeformte, strahlendschöne Sonne war sich ihrer Wertigkeit und Ausstrahlung bewusst. Sie genoss diese Rolle und tauchte alles was ihr zu Füßen lag, in warmes, freundliches Licht. Unzählige Kraterschlünde reckten sich ihr entgegen, saugten gierig was sie großzügig bot. Ein Raunen, ein wohliges Summen, begleitete ihren Weg. Liebesworte schwirrten wie Kometen durch den Raum. 

Du kannst dir vorstellen wie Linda sich fühlte, im Schatten anderer Vulkankegel, während sie, die er anbetete, sich weiter und weiter von ihm entfernte, ihre Strahlen schwächer und schwächer wurden, sich schließlich ganz von ihm zurückzogen. Du kannst dir vorstellen was Linda empfand, wenn die wohlgeformte, strahlendschöne Sonne am Abend von Komplimenten und Liebesbezeugungen trunken, dunkelrot gefärbt am Horizont verschwand, eintauchte in eine ihm nicht zugängliche Welt. Der junge von der Existenz des Seins noch wenig gebeutelte Vulkan Linda blieb allein mit seinen Bildern, Träumen, Visionen vom Miteinander, vom Austausch und fror. So war es jeden Tag. Sie schienen sogar kürzer zu werden, die Tage, die dunklen kalten Nächte um so länger. Linda fror in diesen Stunden entsetzlich. 

Sie sprachen darüber, der Vulkan Linda und die Sonne. Sie sprachen über das was sie verbindet, über das was sie trennt. Die Sonne verwies auf ihre Bestimmung, mehreren Planeten mit Wärme und Licht dienen zu müssen. Sie sprach über Gesetzmäßigkeiten in Raum und Zeit, über naturgegebene Abhängigkeiten. Der Vulkan Linda konnte sich damit nicht zufriedengeben. Er empfand die Schwankungen denen er ausgesetzt war zunehmend als schmerzhaft. Er wollte die Stunden großen Glücksempfindens, die Stunden in denen er das Gefühl hatte mit ihr, der Angebeteten, zu verschmelzen, ins Unendliche ausdehnen. Er wollte die Zeit anhalten.
 
Er litt von Tag zu Tag mehr darunter, mitansehen zu müssen wie sie sich hingab, den Schwärmern, den Komplimentemachern, den Nickern und Lobhudlern. Er litt sogar unter seinen eigenen Eruptionen, die heftiger und impulsiver geworden waren, denn sie, die wohlgeformte, strahlendschöne Sonne, blieb dann unsichtbar, hinter den dunklen Aschenwolken verborgen, manchmal für Wochen, manchmal für wesentlich längere Zeiträume. (...)

Eine sehr große Auseinandersetzung zwischen den beiden, begleitet von einer sehr großen Eruption, hatte zur Folge, dass der kleine fast kugelförmige graue Planet, die Nachbarplaneten und alle sie begleitenden Monde, Kometen und Meteoriten schon mehr als ein Jahr ohne Sonne waren. Sie taumelten ziemlich orientierungslos auf ihrer Bahn um das, was nur noch ganz schwach auszumachen war, von dem wohlgeformten strahlendschönen Freude- und Wärmespender.
 
Auch die räumliche Distanz der Himmelskörper untereinander war in Unordnung geraten. Eine nicht enden wollende Nacht verband sie. Alle bis dahin noch aktiven Vulkane in diesem Teil des Universums hatten ihre Eruptionen eingestellt, waren versunken im Geröll- und Ascheregen des großen Ausbruchs. Verlöschende Vulkane verloschen endgültig. Sie versanken in ewige Stille und Finsternis. Es gab keinen Tagesrhythmus, keine Jahreszeiten, keinen Anfang und kein Ende, kein Husten, kein Grollen, kein Rumpeln, kein Nicken, kein Schwärmen, kein Lobpreisen, kein Lobhudeln und keine Liebenden. Es fehlte einfach alles. Es gab ja keine Akteure mehr. So müsste meine Geschichte eigentlich ...

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