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The KINGS oder KÖNIGE

Ein sehr amüsantes, buntes und märchenhaftes Theaterstück für drei Darsteller.
Vier Tagesabläufe in zwei Königreichen. Spielzeit ca. 90 Minuten.
eBook, ca. 59 Seiten, 7,99 EURO

Auf einem kleinen Planeten leben zwei Herrscher. König der Ästhetik, er sieht sich als Modeschöpfer, er sammelt Titelseiten mit seinem Bild. König des Universums, er sieht sich als Wissenschaftler und Astronaut, er sammelt Sterne. Beide bauen, ohne dass sie voneinander wissen, zur Dokumentation ihrer Größe und Macht an ihren Burgen. Bausteine sind in dem einen Falle Titelseiten, in dem anderen Falle Sterne. Jeder der beiden Könige glaubt der einzige Herrscher des Planeten zu sein. Wenn in dem einen Königreich die Sonne aufgeht geht sie in dem anderen unter. Am Ende treffen Welten aufeinander. Der Diener, der beiden Herren dient, ohne dass diese es wissen, wird, da er zwangsläufig nicht zum Schlafen kommt, im Verlaufe des Stücks müde und müder. Im letzten Akt zeigt sich seine wahre Größe.

Es geht um Eitelkeit, um Anmaßung, um Größenwahn, um Herren- und Dienerrollen. In diesem Stück herrschen die Herrscher maßlos, weil niemand da ist, an dem sie sich messen können, messen müssen, außer dem Diener. Er, der Diener, verkörpert das Volk, die Untertanen, den Hofstaat. Er ist die einzige Reflektion dessen, was die Herrscher in sich sehen, jedoch kein gewöhnlicher Diener. Dies allerdings erfährt der Zuschauer erst am Ende des Stücks.

Der Diener wird von einer Person verkörpert. Diese Doppelrolle kann auch eine als Mann gekleidete Dame übernehmen. Der Diener schlüpft, in der Dunkelphase zwischen den Szenen, in die jeweilige Rolle. Äußerlich verändert er sich durch Kleinigkeiten. Aiguïse hat wirre Haare, ein langes Maßband umhängen. Er trägt am linken Oberarm ein Nadelkissen. Kasimir hat geordnete Haare. Er trägt eine Brille und beidseitig Ärmelschoner. Hinter dem rechten Ohr klemmt ein Stift.

Beide Burgen befinden sich auf der Bühne. (Wände = Kartons halbkreisförmig aufgeschichtet, bemalt mit Modeposen bzw. Sternen) Ein Spot als Hauptlicht trennt die Königreiche visuell für den Betrachter. Während der ersten drei Tagesabläufe ist nur die Burg beleuchtet in der die Aktion abläuft.

AUS DEM INHALT:

1. Tag König der Ästhetik

Es wird hell in seiner Burg. Der König sitzt schlafend und schnarchend in Unterwäsche auf seinem goldenen Thron. Er ist sehr korpulent. Er sitzt seitwärts, hat ein Bein oder beide über die Armlehne gelegt. Die linke Handfläche ist sein Kopfkissen. Mit der rechten Hand drückt er ein Zepter an seine Brust. Er behält es während des ganzen Stücks in der Hand. Er trägt einen großen weit abstehenden Schnurrbart und drei goldene Kronen übereinander auf seinem Kopf. Auch die Kronen legt er nicht ab. Um ihn herum seine unvollendete Burg aus würfelförmigen Elementen. Die Elemente sind zum Publikum hin bemalt. Sie zeigen den König in Modeposen in allerlei Phantasiegewändern. Sein Schneider Aiguïse tanzt mit einer Tafel um den König herum. Die Tafel zeigt beidseitig eine gemalte Sonne.

Aiguïse: Summ, summ, zwitscher, zwitscher, tirilie, trallala, kikeriki. Der Tag. Majestät, der Tag ist da. Tirilie, trallala. Zwitscher, zwitscher ... Nein, das hatte ich schon.

König: (schmatzt, reckt sich, die Augen noch geschlossen, gähnt) Uaa... Was für ein Tag?

Aiguïse: Der 3.214te Eurer Herrschaft, Majestät.

König: (gähnt, die Augen geschlossen) Uaaaa... Drück dich präziser aus.

Aiguïse: Der 12.893ste Eurer irdischen Existenz, Majestät.

König: (gähnt, die Augen geschlossen) Uaaaaaa...

Aiguïse: Zisch, zisch, hmm, hmm ... Die Sonne. Majestät, die Sonne ist da. Zisch, zisch, hmmm, hmmm ...

König: (gähnt, die Augen geschlossen) Uaa... Was für eine Sonne?

Aiguïse: Die große runde, die schöne rote, Majes...

König: (die Augen geschlossen) Rund und rot sind sie alle, Dummkopf. Drück dich genauer aus.

Aiguïse: Die mit den dicken Bäckchen, Majes...

König: (die Augen geschlossen) Die, die donnerstags scheint?

Aiguïse: Genau die, Majestät.

König: (öffnet die Augen, steht mit einem Ruck auf) Somit ist heute Donnerstag. Sag das doch gleich, du Trottel. Was tragen wir heute?

Aiguïse: Heute ist das kurze rosafarbene dran, das mit den Bommelchen. Das was Sie so lieben, Majestät. Das was Sie noch stattlicher macht. Das was Ihro schöne Figur so recht zur Geltung kommen lassen. Eines Ihro Meisterstücke, Majestät.

König: Noch stattlicher? Was redest du für einen Unsinn am frühen Morgen. - Stattlich. Schöne Figur. - Dafür muss man viel tun. Schönheit kommt von innen heraus, verstehst du? Schönheit ist eine Synthese von äußerlicher Wohlgeformtheit und ... und ... und Geist. Es ist eben mehr als das, was du siehst. Es ist die Perfektion innerer und äußerer ... Schönheit ist die Ästhetik in Person, mein Lieber. Aber davon verstehst du nichts, du ... du Missgeschick der Natur.

Aiguïse: Natürlich, Majestät. Natürlich ...

König: Natürlich, Majestät. Natürlich ... Papperlapapp. Reich mir mein Gewand, Aiguïse, sonst ist der Tag um, ohne dass ich etwas geleistet habe. Der König der Ästhetik hat mehr zu tun, als mit dummen Schneiderlingen daherzuschwatzen.

Aiguïse: Natürlich, Majes... Natürlich. Majestät sind ein wirklicher König und in punkto Geschmack und Ästhetik, also wirklich ... ein ... ein ... wie soll ich das sagen Majes... ein ... ein ... ein Ober-Ober-...

König: Nicht so stramm, Schafskopf. Das muss fallen, wallen, das muss dem Körper schmeicheln. Ein Gewand ist mehr als ein Fetzen Stoff. Es ist ... es ist ... es ist das I-Tüpfelchen der Persönlichkeit, ein sichtbarer Ausdruck von Kultur und von inneren Werten. Ein Gewand muss die natürliche Ausstrahlung des Trägers fördern, muss sie auf natürliche Weise zur Geltung bringen. Aber vor allem - natürlich muss es sein, das Gewand. Es muss wallen. Es muss fallen. Wallen und fallen. Wallen und fallen. Alles andere ist Mode. Das habe ich dir doch beigebracht. Was bist du nur für ein Dummkopf? Und du willst Schneider sein? Wie sieht es von der Seite aus?

Aiguïse: Exzellent, Euer Majestät. Mir fehlen die Worte. Also nein ... Ich glaube es ist eine Eurer ganz, ganz großen ...

König: Und von dieser Seite?

Aiguïse: Nein ... Majestät. Also ... ober-ober-ober-exzellent, exzellentemooo, Majestät. Das kurze rosafarbene mit den Bommelchen macht Sie ... macht Sie ... Das Volk wird jubeln. - Und die Bewegungen. Und wie das wallt und fällt. Wenn Majestät gehen schwingt der ... hm, der ... hm, schwingt das schöne Innere Eurer Exzellence, hier vorn. Und Ihro hinten ... Also da schwingt der ... hm, die ... hmm, der ... hmmm. Und diese Ausstrahlung. Diese Aura. Ich glaube das sind auch die inneren Werte ... Das strahlt, Majes... Bis hierhin. Nein, weiter, Majes... Bis hierhin. Weiter. Noch weiter. (fragender Blick ins Publikum)

König: Genug. Ich weiß das alles. Lass uns lieber besprechen was ich zum Wettbewerb trage. Er ist doch bald, der große Tag des guten Geschmacks, nicht wahr? Das Festival der Ästhetik, das, was nur alle 1000 Tage stattfindet.

Aiguïse: Ja, Majestät. Das, an dem Sie schon dreimal teilgenommen und jedes Mal die goldene Krone gewonnen haben. Am Sonntag findet es statt. Da kommen wie immer die besten Designer, die bedeutendsten Couturiers der Welt, mit den edelsten, feinsten, schönsten Modellen in Ihro Königreich. Es war doch Ihro durchlauchteste Idee, Majestät. Dieser Tag ist doch Ihro Stiftung. Was wäre die Welt heute, wo stünden wir ohne diesen Tag? Was wüssten wir einfachen Sterblichen von gutem Geschmack, wie sähen wir aus, wie würden wir uns kleiden, wie würden wir uns benehmen? Schrecklich, Majes... Schrecklich. Wenn ich mir das vorstelle. Also, Majes... das kann man sich nicht vorstellen. Das ist wie, wie ... wie ein Apfel ohne Stiel. Jawohl. Plumps - da liegt er. Oh, hat es gespritzt Majes...? Das tut mir leid. Aber der Fleck war schon, Majes... Wirklich. - So was - (Blick nach oben und ins Publikum) Also ohne Ihro Stiftung, da wäre die Welt wie ... wie ... wie Blumen ohne Blätter. Nackt, Majes... Nackt. Igittegitt. Brrr... Wie, wie ...

König: Genug. Ich weiß das alles. Lass uns überlegen was wir am Sonntag tragen. Gibt es wieder eine goldene Krone für die beste Kreation?

Aiguïse: Naturellemooo, Majestät. Das haben Sie doch so eingerichtet. Es war doch Ihro meisterhafte Idee, Majestät.

König: Und wie ist es mit der Presse? Kommen die Redakteure der großen Zeitschriften?

Der König wandelt durch die Burg, ergötzt sich an seinen Abbildungen, stellt Posen nach, ordnet liebevoll an den Bausteinen, probiert andere und vor allem höhere Gruppierungen aus. Er stellt sich vor, wie seine Burg wächst. Aiguïse folgt dem König bewundernd, macht Handreichungen.

Aiguïse: Naturellemooo, Majestät. Sie kommen doch immer. Was wäre die Presse ohne die Intentionen Ihro..., ohne Ihro Schöpfungen, ohne Bilder Ihrer Majestät? - Das war ..? - War das nicht das erste Festival, Majes..? Und das. Und das. Und dieses. Also Majes..., wie Sie da ... Nein. Und hier, Majestät, war das das zweite? Wissen Sie noch was Sie mit diesem Gewand ausgelöst haben, Majes..? Das war doch eine Revolution - war das doch. Das war doch ein Aufschrei. Der ging doch durch Mark und Bein - ging der doch. - Und hier Majes... toll. Also das soll Ihnen mal einer nachmachen, Majes... Aber auch schon ein wenig gewagt, finden Sie nicht? Und wie Sie, mit Verlaub Majes..., wie Sie da so keck dreinschauen. Mit Verlaub, Majes... Und wie er steht, der königliche Schnäutzer, köstlich, Majes... köstlich. Ich meine natürlich das allererlauchteste königliche Barthaar steht königlich. Man spürt den ... den Geist, eh, ich meine, die inneren Werte, die in ihm stecken. Jawohl - das spürt man. Also Majestät! Sie hatten schon Titelseiten. Das soll Ihnen mal einer ... Ach was - keiner Ihrer Konkurrenten hat diese ... dieses ... Wie heißt das noch, was so strahlt, wenn Majestät wandeln? Diese inneren ... dieses ... dieses Charismo, nein Charisma Majestät, diese Aura, die sie umhüllt. (er wedelt sich mit der Hand Luft) Ich bin sicher, Sie werden auch dieses Mal wieder alles hinter sich lassen, Majestät. (Blick ins Publikum)

König: Genug. Lass uns zur Tat schreiten. Wir haben heute viel zu tun, Aiguïse. Schärfe deine Schere und deinen Verstand - sofern das möglich ist. Spitze die Nadel und das Garn. Eh, ich meine, sortiere es. Und vor allem - bewege deine Hände. Auf auf, schreiten wir zur Tat.

Beide schreiten hintereinander im Kreis. Aiguïse versucht im gleichen Schrittmaß zu gehen wie der König, macht aber kleinere Schritte und kommt dadurch immer wieder durcheinander.

Wie wär's ...

Aiguïse: Jawohl Majes... Das ist gut, das ist ... sehr gut - ist das.

König: Wie wär's ... Wie wär's ...

Aiguïse: Also Majestät - das ist sehr, sehr gut. Das ist ... Das machen wir. Etwas ganz Gewagtes. Jawohl, Majes.... Etwas Extravagantes. Ich meine, etwas ganz Besonderes, Ihro wunderbare Figur Betonendes. Jawohl, das machen wir. Ich wusste, dass Ihnen was Gutes einfällt, Majes... Vielleicht ... Vielleicht ... (er überholt ihn) Vielleicht hier sehr kurz ... aber weit, Majestät. Hier, ja hier ganz, ganz eng und ... lang, Majes... bis unten, Majestät. Vielleicht dann hier so rüber, hier rüber, hier rüber, dann hier so rum und hierum und da... - Das erzeugt Spannung, Majes... Mit Verlaub und Ihro Worten durchlauchteste Hoheit: Gegensätze sind die Kartoffel in der Erbsensuppe der Kreation. Oder - war es eine ... eine Bohnensuppe, Majes..? Mit Verlaub, Majes... Hier hinten könnten wir dann vielleicht einen raffinierten kleinen, klitzekleinen Durchbruch machen. Das gibt noch mehr Spannung, immens viel Spannung, Majes... Das schmeichelt dem sanften ... hm ... königlichen ... hmm, hmmm dieser Duft, dieser ... dieses Charisma ... diese Aus... Also ... Vielleicht könnten wir hier oben dann ... Ich möchte Ihro Durchlaucht natürlich nicht vorgreifen. Majestät wissen, was Majestät kleiden. Majestät ist der König der Designer, der Ober-Ober-Oberkönig des guten Geschmacks. Majestät haben das allerbeste Modeempfinden, die allererlauchteste Nase, das allererlauchteste Gespür ...  Majestät ist der Inbegriff ... Es ist dunkel geworden in der Burg

1. Tag König des Universums

Es wird hell in seiner Burg. Der König ist nicht zu sehen, aber seine Rakete. Sie wackelt leicht. Schnarchen dringt aus dem Inneren. Um die mit Fenstern ausgestattete Spitze der Rakete ist ein breiter Gürtel gespannt. Am Tisch sitzt schlafend Kasimir, der Schreiber. Zwei große Bücher dienen als Kopfkissen. Er träumt, stöhnt in Wohlbehagen, dreht sich genießerisch hin und her, kämpft mit den Kopfkissen, rutscht mehrmals ab. Die Burg ist unvollendet. Sie besteht aus würfelförmigen Elementen, die mit Sternen bemalt sind. Das Schnarchen im Inneren der Rakete wird unterbrochen von heftigem Schmatzen. Die Rakete wackelt stärker. Es folgt ein kräftiges dreimaliges Fußstampfen. - Stille. - Es folgt ein Poltern innerhalb der Rakete. Sie wackelt noch stärker. - Stille. - Die obere rechte Klappe fliegt krachend auf. Eine Hand ist zu sehen, die ein Fähnchen schwenkt. - Stille. - Poltern. Wieder ist das geschwenkte Fähnchen zu sehen.

König: (mit hoher säuselnder Stimme) Kasimir! Der König ist gelandet, dein Meister! - Kasimir, wo bist du? Komm und hilf mir beim Auschecken! - Kasimir!

Die obere linke Klappe fliegt auf. Ein Fernrohr kreist suchend. – Die beiden Haupttüren fliegen auf. Der König sitzt mit Helm und lustiger Astronautenkleidung, ev. altmodische Motorradkleidung und Fahrradhelm, mit breiten Gurten umwunden, in der Rakete. Er trägt einen großen Schnurrbart. In der linken Hand hält er das Fähnchen, in der rechten das Fernrohr.

Kasimir!! Du Ober-Ober-Obertrottel!!! Wo bleibst du?! Dein Herr ist gelandet!!

Kasimir: (schreckt auf) Hier, Majes... eh... hier, Meister. Oh sind Sie schon zurück, Hoheit, König des Universums, Herr der Sterne, Herrscher über Zeit und Raum? Ich habe Sie natürlich hereinkommen sehen, Meister. Das war ein außergewöhnliches Tempo heute und ein sehr gewagter Kurs. So steil und so ... so ... Also wie Sie die Rakete kurz vor der Landung herumgerissen haben - meisterhaft. Aber bei Ihro Flugerfahrung ...

König: Genug des irdischen Geschwätz. Schnall mich ab. Hilf mir.

Kasimir: (während er den König von den Gurten befreit) Oh, Meister, ich bin froh, dass Sie wieder heil zurück sind. Kein Auge kann ich zumachen, wenn Ihro Durchlaucht da draußen im weiten, weiten, dunklen, dunklen ...

König: Au! Pass doch auf, du Tölpel! - Ich bereise das Universum nicht zum Spaß.

Kasimir: Ich weiß - Meister machen Studien, Experimente, Meister haben viel Astroerfahrung, Meister sind ein ausgezeichneter Kenner, ja wahrscheinlich, nein mit Sicherheit, der größte ...

König: Genug! (Er ist stöhnend ausgestiegen. Er steht mit angewinkelten Beinen da, schaut sich mit seinem Fernglas um, prüft die Vollständigkeit der Burg und der Bibliothek. Kasimir schließt die Klappen und Türen der Rakete.) Hmm, hmm ... Hmm, hmm ... (das Fernglas ist aus der Nähe auf das Gesicht von Kasimir gerichtet) Du wirkst unausgeschlafen.

Kasimir: Kein Wunder Meister, bei den Sorgen die ich mir um Sie mache, wenn Sie da in dem dunklen, dunklen Weltall herumschwirren. Darf ich? (Er nimmt dem König den Helm ab, hängt ihn an einen außen an der Rakete dafür vorgesehenen Haken, nimmt ihm das Fähnchen aus der Hand, steckt es in eine außen an der Rakete dafür vorgesehene Hülse)

König: Herumschwirren. Was ist das denn für eine Sprache? Wie kann man sich nur so unwissenschaftlich ausdrücken! (Der König stellt das Fernglas neben die Rakete, biegt sich, stemmt die Hände in den Rücken, reckt und streckt sich, macht drei Kniebeugen mit ausgestreckten Armen. Er geht zur Burgwand. Da ist ein Stein mit einem Rad, ein Öffnungsmechanismus, wie bei einem Safe. Der König steckt eine Art Scheckkarte in einen Schlitz. Die Karte kommt wieder heraus. Er öffnet den Safe, entnimmt ihm seine goldene Krone in Planetenform, setzt sie auf.) Wie früh ist es heute?

Kasimir: (schaut zum Himmel) Gleich halb neun, Meister.

König: Was ist das für eine dumme Antwort. Gleich halb neun. Wie kannst du einem Wissenschaftler auf die Frage nach der Zeit mit gleich halb neun antworten? Du brauchst wieder eine Lektion, wie mir scheint. Schlag mein großes Lehrbuch der Zeit auf.

Kasimir: Jawohl, Meis... Jawohl, sofort, Euro ...

König: Was steht auf der ersten Seite? Der erste Satz. Lies ihn laut und präge ihn dir ein.

Kasimir: (rückt an der Brille, hat grundsätzlich Probleme beim Lesen Da steht ... da steht ... Zeit ist das Maß, ist die Ordnung der Dinge. Das steht da.

König: Nun den zweiten Satz. Und präge ihn dir ein.

Kasimir: Ohne Maß und Ordnung kein Ziel. Das steht hier, Euro ...

König: Aha. Und da wir ein Ziel haben, brauchen wir ..? Was?

Kasimir: Zeit, Meis...

König: Dummkopf. Ich gebe es auf. Maß und Ordnung brauchen wir. Das ist Zeit.

Kasimir: (leise) Also doch.

König: Zeit ist das Maß, ist die Ordnung der Dinge. Das besagt, für Dumme übersetzt, Zeit bestimmt den Ablauf und die Reihenfolge der Ordnung! Aufgeteilt in große, kleine, ganz kleine und ganz, ganz kleine ... Aber ich vergeude den Tag. Das lernst du nie.

Kasimir: Jawohl, Hochwohlgeboren, jawohl, großer Meister, Herr der Sterne, König des Universums.

König: (Er betrachtet einen Punkt am Himmel durch sein Fernglas. Kasimir nickt ein.) Ich glaube, wir sind dir wieder ein gutes Stück nähergekommen. Warte nur! Ich hole dich! Du wirst das Glanzstück meiner Sammlung. Für ein Exemplar wie dich ist mir keine Entfernung zu groß. In meiner Zeiteliminationsrakete hole ich euch alle ein. Alle!! Kasimir, wie früh ist es? Nun aber wissenschaftlich präzis. Kasimir!! Die Zeit!!

Kasimir: Jawohl ... Jawo... Maje... Mei... tz, tz, tz, tz ...

König: (rüttelt ihn) Auf jetzt. Heute ist ein besonderer Tag Kasimir. In dieser Nacht hole ich ihn, den großen hellen. Du weißt welchen. Wir müssen Zeit und Raum neu definieren, ganz präzis, hörst du? Davon hängt heute Nacht viel ab. Also - wie früh ist es?

Kasimir: Sehr früh. Uaah... Viel zu früh, Majes... eh, großer Mei... ich meine ... ich glaube, es ist schon ganz schön spät ... Eh, es ist ... es ist ... (Er misst mit den Fingern, mit den Händen, mit den Ellenbogen, peilt zum Himmel, macht Verrenkungen, verheddert sich fast mit den Armen.)

Es ist ... es ist ... äh ... 9, 10, 11, und ... 17, 18, 19, 20 und ... 4,5,6,7,8,9,10, ja ... Es ist 11 Uhr und ... und ... und ja, 21 Minuten und ... und ... äh ... 37, 38, 39, ja 40 Sekunden Mei... und ... und ... und ... (murmel, murmel)

König: Genügt. Wie ist der Kurs?

Kasimir: Der ist gut. Eigentlich mehr sehr gut. Wie gestern, Mei...

König: Präzis, Kasimir! Ganz präzis!! Schlag das Logbuch auf, du Trottel.

Kasimir: Jawohl durchlauchteste ... hochwohlgeborenste ... Jawohl, Meister, großer Herrscher ... Der ... Die ... Die Kuh. Nein, nein, natürlich nicht Meister, keine Kuh. Also das Licht. Mit Verlaub Meister. Vielleicht sollten wir hier mal einen helleren Stern ... Einen ... Nein? - Also nochmal. Die Kuh... der Ku... der Kurs. Jetzt bin ich gut drauf, Meister. Also. Der Kurs. (holt mehrmals tief Luft) 34,635 Grad Ost, 6,240 Grad West, 24,914 Grad Süd, 89,253 Grad ...

König: Weiter.

Kasimir: Jawohl - Da ist aber nichts. Mit Verlaub, Majes... Da steht ...

König: Was? Nach Grad steht was, du Trottel.

Kasimir: Jawohl. Majes... eh Meister. Jawohl. 89,253 Grad was, du Trottel.

König: Jetzt reicht’s! Was kommt nach dem Wort Grad, du Ober-Ober-Obertrottel! Da muss noch was kommen!

Kasimir: Mit Verlaub, Ihro, wenn ich das untertänigst anmerken darf, Ihro Hochwohlgeboren, aber nur mit Verlaub. Wirklich, Mei... - Da sind Sie eingeschlafen, Meister. Großer König des Universums, Herrscher ...

König: Was fällt dir ein? Was erzählst du da? Das ist doch ... das ist ... Also das ... Der König des Universums, der Herrscher der Sterne, der Meister der Zeit und des Raums schläft nie! Also so was. - Wahrscheinlich bist du selber eingeschlafen, als ich dir den Kurs diktiert habe. Du schläfst doch wo du gehst und stehst. Oder - (er greift sein Fernrohr und rückt hindurchschauend Kasimir damit auf den Leib) Oder - Ich habe sie schon lange in meinem Visier, deine verschlagene Visage. - Oder  - Du bist ein Dieb! Du betrügst mich. Stiehlst mir Worte, stiehlst mir Sterne, stiehlst mir geistige Substanz. Ha!! Hab ich dich entlarvt, du Spion. Für wen arbeitest du, für welche Macht? Ha!!!

Kasimir: (krümmt sich, windet sich auf der Erde. Der König steht breitbeinig über ihm, schaut ihm mit dem Fernglas ins Gesicht.) Aber Meister. Aber Mei...

König: Soso. Ein falsches Spiel treibst du. Hab ich dir die Maske entrissen, du Wurm. Wo treibst du dich nachts herum, wenn ich unterwegs bin? - Aha!! Deshalb bist du immer so müde. Wem übergibst du, was du mir stiehlst? Sag es sofort, oder ...

Kasimir: Majes... Meister, großer Herrscher ... Sie wissen doch ...

...

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VIOLA + BO

BENNI oder
Aber morgen mache
ich alles anders,
ganz anders

Ich möchte
etwas sagen

Es gibt sie noch

DRAUSSEN

BIRDS
oder Die Sache
mit der Brille

Nichts für alle

Der Souffleur

Der Mann,
der seinen Kopf
zu Besuch
erwartete

Man nehme

Gute Nacht Lisa
oder Die Sache
mit dem Teddy

Ich lebe

Ich liebe

Ich denke

Puppenmacher

Hurra,
heute mauern
wir uns ein