Bestellinfo E-BOOK DOWNLOAD
Der Souffleur

Ein Theaterstück für einen der es satt hat. Spielzeit ca. 20 Minuten.
eBook, ca. 9 Seiten, 7,99 EURO

Der Souffleur verweigert an diesem Abend seinen Dienst. Er mag nicht mehr. Er hat es satt den Schmierenkomödianten da oben zu dienen. Schließlich beherrscht er ja alle Rollen vorzüglich. Und es ist an der Zeit, dass sein Talent gewürdigt wird.

AUS DEM INHALT:

Das Bühnenlicht ist ganz schwach. Der Darsteller, schwarz gekleidet, sitzt an einem kleinen Tisch. Vor ihm liegt ein großes Rollenbuch. Darum herum Schreibutensilien. Er ist von einer Tischlampe beleuchtet.

Der Akteur putzt die kleine Lesebrille, schlägt das große Rollenbuch auf, blättert zur richtigen Seite. Dann sitzt er reglos da, den Kopf in die Hände vergraben. ... Er schaut auf.

Denken ... Immer wieder sagt er dieses Wort. Was heißt denn ... Wer kann denn ... Was willst du denn, du da oben? Warum glotzt du mich so an? Denkst wohl wieder, dass ich für dich ... denke, du ... Komödiant. Jeden Abend erlebe ich es, muss es erleben. Ich mag nicht mehr!! Versuchs doch mal, mit ... Selberdenken. Denk dir mal, ich sei nicht hier. Denk dir einfach mal, ich sitze jetzt gemütlich irgendwo mit meiner Zeitung... Wo...? Wo...? Was machst du denn? Ich sehe dich nicht mehr.

Was ...? Was soll das? Was ... Was wollt ihr denn alle von mir? Den Text? Aha. Ich kenne ihn. - Wenn ihr damit Probleme habt, eure Sache. Ich mag nicht mehr. Ich bin müde. Versteht ihr das - ihr da oben!!! Zweiunddreißig lange Jahre denke ich nun für euch. Für euch!! Damit ihr eure Rollen spielen könnt, ihr da oben!!! ... glänzen und Beifall ernten könnt!!! Jeden Abend.

Montag, Dienstag, Mittwoch ... Sonnabend, Sonntag ... Ich mag nicht mehr. Ich halte es nicht mehr aus in diesem Verschlag. Was mache ich denn noch hier? Ihr seid die Akteure! Nun zeigt wie aktiv ihr seid!! Ohne mich!!! Ich gehe. Auf der Stelle. Ich kündige Herr Direktor!!

Er klappt das Rollenbuch lautstark zu.

Und du Dickwanst, dem ich jeden zweiten Satz sagen muss ... weißt du, wie du jetzt dastehst? ... Wie eine dicke fette Kröte. Gib acht, dass dir die Klunker nicht aus dem Kopf fallen. Atmen. Atmen. Und mach den Mund zu. Du sabberst! Du bist undicht mein Lieber!! Jeden Abend bekomme ich das ab. Auch deshalb mag ich nicht mehr. ... Wenn du gleich Luft holst verschluckst du dich wieder an deiner Spucke. So ist es recht. Schnaub und stampf so lange du möchtest. Das sieht gut aus! Du misshandelst die Bretter der Welt! - Nicht mehr mich.

Bretter der Welt! So siehst du das hier, ich weiß. Bretter der Welt, das ich nicht lache. Ich sehe sie wie kein anderer, jeden Abend, aus nächster Nähe. ... Eine stinkige miese Schmiere ist das, ausgestattet mit stinkigen miesen Schmierenkomödianten. Säusler seid ihr, mit Löcher im Hirn!! ... Unfähig ein paar Sätze auswendig zu lernen. Jawohl. Unfähig! Das seid ihr! ... Alle!! ... Ich mag nicht mehr. Ich gehe.

Er zieht die Brille aus, putzt sie, hält sie hoch, prüft sie.

Von deiner Berufung hast du mir oft erzählt, Kröte. Ein Mime der alten Schule, so siehst du dich, ich weiß. Von deinen Charakterrollen und großen Erfolgen hast du mir die Ohren voll gesabbert. ... Das war vielleicht einmal so ... vielleicht, ich weiß es nicht. Will es auch nicht wissen. Heute brauchst du ein Double.

Ich kann nicht mehr. Ich mag nicht mehr. Berufung!! Das ich nicht lache. Daran glaubt ihr doch alle. Ihr fühlt euch berufen. Ha! Das ist gut. Zu was? Doch nicht zu dem, was ich hier jeden Abend miterleben muss? Wer hat euch denn berufen? Der liebe Gott? Das Publikum? ... Wenn dem so ist, so zeigt doch, wozu ihr berufen seid!! ... Ohne mich. Improvisiert! Seid kreativ!! Ihr großen Künstler! Zeigt eure Kunst!!

Eine Zumutung ist das, für alle. Man muss sich ja schämen, dass man dazu gehört. ... Ich mag nicht mehr. Ich kann euch nicht mehr ertragen. Wie ihr schwitzt, wie ihr stottert, euch anpöpelt, rülpst, pfurzt. ... Wie ihr euch begrabscht. ... Ihr glaubt, das kriegt niemand mit? Ihr habt mich vergessen!! Genau das ist es. Deshalb gehe ich jetzt.

Er zieht die Brille aus, steckt sie in die Tasche und beginnt den Tisch aufzuräumen. So, als wolle er ihn nun verlassen.

Aha, dir fehlt wieder etwas. Wenn du so zu mir herunter starrst fehlt dir der Satz: “Meine Referenz Hochwohlgeboren ...” Aber ich sage ihn nicht. Und was du jetzt brabbelst steht so nicht im Rollenbuch. ... Macht nichts. Was du von dir gibst versteht eh keiner. 

Ha, Ha. Jetzt wirkst du wirklich komisch. ... Achtung! Stufe!! ... Stufe!!! ... Du musst deinen Fuß heben und deinen fetten Arsch. Gleichzeitig verstehst du? Heben sag ich!! Aber eigentlich wollte ich ja nichts mehr sagen.

Wie können die auch von dir erwarten, dass du über eine Stufe steigst? ... Ja, halte dich gut fest. Du brauchst wohl eine Brille oder besser einen Blindenstock.

Du wirkst unglaublich komisch heute. Dein Naturtalent bricht durch, mein Lieber. Dies ist deine Show. Du kommst groß raus. ... Ohne mich!! Ich mag nicht mehr.

Er hat die Brille wieder hervorgezogen, putzt sie, prüft sie, steckt sie zurück in die Tasche.

Ich weiß, dir liegen diese Texte nicht, diese Rollen, diese Bühne, diese Kollegen, dieses Publikum. Du hast es mir oft vorgejammert. - Ich kann dich verstehen. Ich würde auch viel lieber ... Aber ich würde es schaffen. Ich bin geschult. Wirklich geschult. Ich bin studierter Schauspieler!! War es schon, als du noch in die Windeln geschissen hast! Ich würde dich ... in den Boden würde ich dich ...

Ich gehöre da oben hin. Du in diesen Verschlag. Aber du passt ja nicht hinein, mit deinem Fettarsch.

Was willst du jetzt schon wieder? Aha der Satz, bei dem du wie ein Fisch nach Luft schnappst wenn ich ihn nicht rechtzeitig sage. Ich kann ihn auswendig. Du lernst ihn nie. Nie!! ... Nur ein kleiner Satz. Daran hängt jetzt wieder alles, bei euch da oben, auf den Brettern der Welt.

Weiß das Publikum, was heute hier gespielt wird? ... Ein Drama, ja. Aber steht es so auf dem Spielplan? Wie heißt es? Vielleicht: Der Untergang des Kröten-Ensembles. Worum geht es in diesem Stück? Wisst ihr das noch?

Das wird eine teure Vorstellung. Die werden alle ihr Geld zurück verlangen.

Ihr seid ruiniert!! Ist euch das klar? Ihr da oben. Die ganze miese Schaubude hier ist ruiniert. Aber ich werde nichts dazu beitragen, kein Wort. Heute nicht. Ich bin stumm. Mir ist ganz einfach die Stimme weggeblieben. Kein Wunder, bei dem, was ich aushalten muss. Jeden Abend.

Er steigt auf den Stuhl und greift mit beiden Armen nach oben.

Komm Rampentiger. Gleich hab ich dich. Noch einen kleinen Schritt. Beweg deinen Wanst. Heb bitte noch ein letztes Mal dein Bein. Du glaubst gar nicht, wie toll das von hier ... Achtung!! Halte die Perücke fest!! Sonst ist sie bei mir bevor du ... Und wie du ohne aussiehst, weißt du schließlich selbst am besten. ... Du wirst noch gebraucht mein Freund!! ... Hier unten kannst du ablegen. Alles, was du willst. Hier sieht dich keiner.

Ja, reich mir die Hand, oder das, was du dafür hältst. Dieses glitschige Etwas anzufassen ist widerlich. Aber ich mach’s. Nur noch einmal. Heute!!

Wir tauschen, mein Lieber!! Bitte noch einen ganz kleinen Schritt. Ich weiß, das Bücken fällt schwer.

Gleich habe ich dich, du Knattermime. Das Publikum wird toben, wenn das, was hier nicht reinpasst, oben raus schaut und strampelt. Ha, ha. Ich bin sicher du erhältst Szenenapplaus.

Wie? Was ist? Deine Hand sollst du mir reichen, nicht dein widerliches Rotztuch. ... Stecks ein! Sofort! Du wirst es doch nicht etwa ... Igitigitt. Das kannst du mir nicht antun. Wenn du es fallen lässt, bring ich dich um. Ich kündige. Herr Direktor ich kündige auf der Stelle!!

Er steigt vom Stuhl, putzt die Brille, spricht im Stehen.

Herr Direktor! Wo sind Sie denn Herr Direktor? Warum hört mich denn heute niemand? – Ich kündige!!!

Steck es ein Fettwanst, oder putz dir die Nase. ... Das, was du dafür hältst. ... Mach es gründlich. Dann glauben die, du seiest krank. Ich meine richtig krank, heute. Nicht nur im Kopf. Vielleicht kein schlechter Abgang für dich.

Habt ihr es denn immer noch nicht begriffen? Dies ist euer Tag. Euer großer Tag ihr Stars!! ... Ohne mich. Kein Wort kommt mehr über meine Lippen. Kein Wort. ... Hört ihr mich? Ihr da oben? Ganz gleich wer mich noch hört. Man soll mich hören! Heute! Im ganzen Theater soll man mich hören!! Auch der Direktor soll mich hören!! ... Endlich eine wohlklingende Stimme in diesem Haus!! War auch Zeit. Wie? Bekomme ich keinen Applaus? Habt wohl kein Publikum heute? Sind wahrscheinlich schon alle gegangen, was?

Er setzt sich wieder, ordnet, was auf dem Tisch liegt.

Wen wundert das? Mich nicht. ... Ohne mich läuft nichts, gar nichts. Wer kann denn alle Rollen frei und flüssig sprechen, ohne zu stottern? Wer? So glotzt mich doch nicht so an, spielt, agiert. ... Mein Gott ist das heiß in diesem Loch. Ich ersticke. An eurem Mief!!! ... Und diese blöde Lampe direkt vor meinem Gesicht. Ich halte das nicht mehr aus.

(...)

Ja. Ich habe Sie gehört. Ich komme natürlich sofort Herr Direktor. Nein, Sie müssen sich nicht zu mir herunter bemühen. Ich weiß schon was Sie mir sagen wollen. Ich bin bereit. War es schon lange. Schön, dass Sie endlich mein Talent erkennen. ...

Bücher von
Peter Wimmer


eBooks
Erzählungen
Kurzgeschichten
Märchen


eBooks
Theaterstücke
für einen bis vier
Darsteller
(Sammelband)

Austern
in der Bretagne
oder Kommunikation
ein Maskenspiel

The Kings
oder Könige

VIOLA + BO

BENNI oder
Aber morgen mache
ich alles anders,
ganz anders

Ich möchte
etwas sagen

Es gibt sie noch

DRAUSSEN

BIRDS
oder Die Sache
mit der Brille

Nichts für alle

Der Souffleur

Der Mann,
der seinen Kopf
zu Besuch
erwartete

Man nehme

Gute Nacht Lisa
oder Die Sache
mit dem Teddy

Ich lebe

Ich liebe

Ich denke

Puppenmacher

Hurra,
heute mauern
wir uns ein