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BIRDS oder Die Sache mit der Brille

Eine bunte Beziehungskiste für zwei Darsteller und zwei Brillen. Spielzeit ca. 30 Minuten. 
eBook, ca. 16 Seiten, 7,99 EURO

Um den Brillentausch geht es in diesem Stück, um die daraus resultierende Möglichkeit den jeweiligen Standpunkt des Anderen besser zu verstehen. Es wird heiß diskutiert, geschimpft, gefesselt und gekämpft. Es fliegen die Fetzen im wahrsten Sinne des Wortes. Und natürlich gibt es auch ein Happyend. Die beiden Akteure sind bunt angezogen. Sie wirken wie Vögel aus einem fernen Land. Sie agieren auch so: marionettenhaft ruckartig, überzogen, schrill, nervös. Sie wirken nicht wie Menschen, eher wie Puppen. Dadurch wird die Aufführung zu einer bunten Show, zu etwas, worüber man lachen und schmunzeln kann.

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem kleinen Tisch. Sie starren, den Kopf hoch aufgerichtet, stumpfsinnig ins Leere. Hinter ihnen etwas Hausrat, sparsam angedeutet. Ein Garderobenständer mit Kleidung, Koffer, vielleicht ein kleiner Schrank, oder eine Ablage.

Auf dem Tisch liegen zwei sehr große Brillen mit farbigen Brillengestellen. Grelle Farben, z.B. Pink und Gelb.

Als akustischer Hintergrund sind Tiergeräusche, Dschungel mit Vogelstimmen, oder Instrumentalbegleitung, monoton (geräuschartig) denkbar. In den Positivphasen, wenn die Akteure die Brille des Partners tragen, ist Stille. Dann stehen nur die positiven Worte im Raum. Dadurch wird der Effekt des Brillentauschs noch deutlicher.

AUS DEM INHALT:

Die beiden Akteure starren stumpfsinnig ins Leere. Man hört eine lange Zeit nur Dschungelgeräusche mit Vogelstimmen.

ER: Bist du da?

SIE: Klar

ER: Wo?

SIE: Hier. Wie immer.

ER: Wo?

SIE: Hier

Er wird unruhig, tastet in die Luft, sucht, tastet über den Tisch, stößt an die Brillen, tastet nach der richtigen, nach seiner Brille. Der Kopf ist immer noch hoch aufgerichtet. Er entschließt sich für eine Brille, erwischt ihre, zieht sie ruckartig an und staunt.

ER: Oh. Du. Toll siehst du aus, heute. Ganz toll. (er strahlt sie verliebt an)

SIE: (erschrocken) Was? Wo? Wer?

Sie tastet nervös durch die Luft, tastet an ihm entlang über Kopf, Brille, Körper ... greift nach der Brille die er trägt, ihre Brille, zieht sie schnell an.

SIE: Du! (schaut entsetzt)  Natürlich du. Wie immer.

Sie zieht schnell die Brille wieder aus, hält sie aber fest an den Körper gepresst. Er tastet nervös suchend an der Tischkante entlang, findet ihre Knie. Sie erschrickt, zuckt. Er tastet den Körper entlang bis zu ihrem Kopf. Sie windet sich angewidert, hält ihre Brille hoch in der Hand.

Er tastet an dem ausgestreckten Arm entlang. Sie hält ihre Brille höher, steht schließlich auf, bevor er sie erreicht. Er folgt ein Stück, versucht weiterhin die Brille zu erreichen. Er tastet zum Tisch zurück, setzt sich, tastet, findet dort die zweite Brille, seine, zieht sie hastig an.

ER: (auch aufgestanden) Du!

SIE: Wer sonst?

BEIDE: Wer sonst!! ­ Wie immer!!

Sie gehen ruckartig mit den Brillen auf der Bühne herum, vermeiden dabei demonstrativ den Blickkontakt, putzen die Brillen, entdecken das Publikum, gehen nach unten, strahlen diesen oder jene an. Na wie wär's. Mit uns. Wollen wir mal? Möchten Sie? Sie? Die beiden flirten hier, flirten dort, tauschen Brillen mit Brillenträgern, drücken anderen die eigene große Brille auf, tauschen Plätze und Rollen mit Zuschauern. Die beiden Akteure stoßen schließlich rückwärts zusammen, erschrecken sich, fühlen sich ertappt, tauschen schnell und ruckartig die Brillen.

BEIDE: Oh. Du. Hier? - Toll! - Du siehst gut aus! Sehr gut!

Sie strahlen sich an, fassen sich an den Händen, reiben sich aneinander, besteigen wieder die Bühne, setzen sich Hände haltend an den Tisch.

BEIDE: (nach vorn gebeugt) Toll. Ganz toll.

Sie sitzen entspannt zurückgelehnt auf den Stühlen und strahlen sich an.

ER: (nach vorn gebeugt) Du bist wirklich ganz toll.

SIE: Ich weiß. Schön dass du es siehst.

ER: Ganz ganz toll. Heute. ... Heute ganz besonders ... Toll!!

SIE: (nach vorn gebeugt) Heute? Wie war ich denn ... gestern und vorgestern und ...?

ER: (nimmt ganz langsam die Brille ab) Gestern warst du ..., und ...

SIE: (angreifend) Was? Wie?

Sie greift ruckartig nach der Brille, die er nun in der Hand hält, zieht sie an, legt die die sie getragen hat, seine Brille, angewidert auf den Tisch.

SIE: Was war gestern? Sag schon.

ER: (sitzt nun ohne Brille da, schaut in die Luft, Arme verschränkt) Gestern warst du ganz anders. Jedenfalls anders als vorhin. Und überhaupt bist du ja oft ... Jetzt besonders.

SIE: Wie? Wie bin ich deiner Meinung nach oft? Sag schon. Sag es vor allen Leuten! Wie war ich gestern? Wie bin ich jetzt? Sag’s!!

ER: Was soll ich vor allen Leuten sagen? Ich weiß nicht um was es dir geht. Aber so ist das ja immer. Was ist nur plötzlich wieder los mit dir? Vorhin warst du noch ... Und jetzt ... Bei dir weiß man nie ...

SIE: Sag’s!! Sag was du sagen wolltest. Du wolltest ...

ER: Was willst du hören? Ich will gar nichts. Ich will nie etwas. Nur meine Ruhe. Das ist alles. ... Ich hab ja auch nichts zu sagen, nichts zu wollen. Was kann ich machen, damit du zufrieden bist? ... (leiser) Außer mich erschießen ... vielleicht.

SIE: Das ist gut. Das ist sehr gut. Tu’s doch. Nun mach schon!! Aber bitte sag mir vorher noch wie du mich siehst. Jetzt und gestern. ... Dann weiß ich wenigstens ... Wie siehst du mich?!!  ... Wie bin ich?!!

ER: Du bist wie immer. ... Jetzt und gestern. Das ist ja mein ...

SIE: Aha. Wie immer! Ich wusste, dass du das sagst. ... Wie immer. ... Feigling!!! Aber was kann ich von dir anderes erwarten? (nach vorn gebeugt) Was siehst du? Schau mich an! Na los. Schau mir in die Augen!!

ER: Nichts, gar nichts. Ich sehe nichts ... wirklich. Weil ich ... keine Brille... du weißt schon (er tastet zaghaft nach seiner Brille)

SIE: Weil du nichts sehen willst!!! ... So bist du. ... Immer. Du siehst nie etwas. Und erst recht nicht mich. Mit und ohne Brille!!!

ER: Wie bin ich?!

SIE: Blind, egoistisch, überheblich, selbstgefällig, faul, träge ...

Er greift hastig nach seiner noch auf dem Tisch liegenden Brille, zieht sie ruckartig an, springt auf, lacht laut, die Arme in die Hüften gestemmt.

SIE: Ich weiß nicht was es da zu lachen gibt. Ich kann über dich nicht lachen, obwohl du ja eigentlich eine Witzfigur bist. ... Schon lange nicht mehr. ... Eine Karrikatur bist du, allenfalls, von dem was du sein möchtest. Und ohne Brille ... noch nicht einmal das.

Sie zieht ihre Brille aus, hält sie in der Hand, schaut stumpf ins Publikum. Er zieht seine Brille auch aus, setzt sich wieder hin und schaut stumpf in die entgegengesetzte Richtung. Sie rücken ihre Stühle so, dass sie sich nicht ansehen. Nach einer Weile pfeift er vor sich hin. Sie windet sich, atmet schwer, springt auf, setzt dabei ihre Brille wieder auf, hällt sich die Ohren zu, faucht ihn an.

SIE: Hör sofort auf. Du weißt, dass du mich damit nervst. Immer pfeifst du dumm vor dich hin, wenn dir nichts mehr einfällt. Aber was fällt dir schon ein.

Er steht ganz langsam auf, zieht ganz langsam seine Brille an, stellt sich ihr dicht gegenüber. Die beiden starren sich von Brille zu Brille aus nächster Nähe an.

ER: Weißt du was du bist? Du bist ... Du bist ... Ich sag’s jetzt ... vor allen Leuten!

SIE: Sag's

ER: Du bist ...

SIE: Was? Du Feigling!

Die beiden greifen jeweils nach der Brille des anderen. Jeder verteidigt seine. Sie ringen miteinander. Er umfasst schließlich mit den Armen klammernd, ihren Oberkörper.

SIE: Was soll das nun wieder.

ER: Ich hab dich ... lieb.

SIE: (windet sich) Du tust mir weh. Du erdrückst mich. Lass das. Du Scheusal. Warum hab ich so was nur ... (hilfesuchender Blick ins Publikum)

ER: Ich hab dich doch ... lieb.

SIE: Ich kriege keine Luft!! (reißt sich los)

ER: (fasst nach ihren Händen, hält sie fest) Warum bist du so kratzbürstig? Ich hab dich doch ...

SIE: Du hast mich lieb. Das ich nicht lache. (reißt sich los) Wenn man etwas liebt, darf man es nicht fesseln.

ER: Ich? Fesseln?

SIE: Natürlich. Du fesselst mich jeden Tag. Von morgens bis abends fühle ich mich gefesselt, sogar noch in der Nacht.

ER: Komm. Du bist doch meine ... Komm ... (er greift wieder nach ihren Händen, versucht sie zu küssen)

SIE: (lässt es nicht zu) Komm. Das ist alles, was du noch sagst. Jeden Abend höre ich dieses Wort. Komm. Aber nur noch das. Wie mich das anwidert. Ich möchte einmal eine Nacht vernünftig schlafen. Ich habe ein Recht darauf!!

ER: Komm

SIE: Wenn du noch einmal dieses Wort sagst drehe ich durch.

ER: (greift zaghaft nach ihren Händen) Was ist nur los mit dir. So warst du früher nicht. Du hast es immer gewollt ... wie ich. Du hast es sehr genossen .. wie ich. Warum bist du heute so anders?

SIE: Ich? (hysterisch) Anders? Du bist anders. (sie schüttelt ihn ab, stößt ihn zurück) Du hast dich verändert. Und wie. Aber das siehst du natürlich nicht, weil du ja nichts siehst. Nichts wirklich, mit und ohne Brille. Du bist nur mit dir selbst beschäftigt. Was nimmst du überhaupt noch wahr? Außer was in deinem Job abläuft. Da bist du das, was du sein möchtest. Weil die anderen kuschen. Weil sie Angst haben vor dir, vor deinen Ausbrüchen, vor deinen Launen. Betrachte dich doch einmal kritisch im Spiegel. ... Wie du jetzt wieder da stehst. (Blick ins Publikum) Wenn du dich nur sehen könntest. (Sie setzt sich, hält den Kopf in den Händen)

ER: Und du? Meinst du wirklich, dass du dich nicht verändert hast. Warum stößt dich heute alles ab, was uns verbindet? Alles. ... Einfach alles. Warum ...? Wir sind doch ...

Er sucht etwas, findet es, eine Rolle Toilettenpapier, umwindet sie damit, einschließlich Stuhllehne.

ER: Ich bin dein Mann! Warum bist du so ablehnend? Warum trampelst du so auf mir herum? Warum ...?

SIE: (während des Fesselns, so als würde sie es nicht bemerken) Warum? Warum? Weil du mich erstickst, mit dem was du Liebe nennst, mit deinem Anspruchsdenken, mit deinem Ego. Ich weiß überhaupt nicht mehr wer ich bin und was ich bin. Soll ich lachen oder heulen. Wenn du anwesend bist, weiß ich das tatsächlich oft nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Gehe ich aus dem Haus, spionierst du mir nach, stellst mir hernach dumme Fragen, erstickst mich mit deiner Eifersucht. Wenn ich telefoniere schleichst du wie ein Tiger durch das Haus, schaust auf die Uhr, zählst die Einheiten, machst mir Vorhaltungen für alles. Nichts mache ich dir recht. Aber wenn ich dich bitte mitzukommen, zu meinen Freunden, oder zu dem was mich interessiert, dann gähnst du, bist müde, geschafft, jammerst mir die Ohren voll von deiner Arbeit, deinen hinterhältigen Kollegen, deinem neurotischen Chef. Natürlich leistest du viel. Das bestreite ich nicht. Natürlich bist du auch erfolgreich. Aber nur in deinem Job. ... Nur dort.

ER: Komm. Lass uns ... bitte!! (er umfasst sie von hinten)

SIE: (stößt seine Arme weg, sprengt die Papierfessel, springt auf) Ich bin doch kein Spielzeug für einen müden, schlappen ...

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Peter Wimmer


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BIRDS
oder Die Sache
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Der Souffleur

Der Mann,
der seinen Kopf
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Gute Nacht Lisa
oder Die Sache
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Ich lebe

Ich liebe

Ich denke

Puppenmacher

Hurra,
heute mauern
wir uns ein