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Ich liebe

Ein ätzendes Theaterstück für zwei Darsteller, aus der Trilogie: Ich lebe / Ich liebe / Ich denke.
Es geht um das, was man Liebe nennt. Spielzeit ca. 30 Minuten.
eBook, ca. 16 Seiten, 7,99 EURO

Es geht um nichts Besonderes. Die beiden Akteure unterhalten sich nett über dieses und jenes. Das ist alles. Es sind keine Requisiten erforderlich.

AUS DEM INHALT:

Das Licht geht an. Die beiden Akteure stehen mit verschränkten Armen auf der Bühne. Sie schauen ernst ins Publikum. Darsteller 2 ist Single.

DARSTELLER 1: Ich liebe.

DARSTELLER 2: Ich auch.

DARSTELLER 1: Ich liebe meine Frau. (meinen Mann)

DARSTELLER 2: Ich habe keine. (keinen)

DARSTELLER 1: Ich weiß.

DARSTELLER 2: Ich weiß, dass du es weißt.

DARSTELLER 1: Ich liebe meine Frau (meinen Mann) sehr. Ich glaube von Jahr zu Jahr mehr.

DARSTELLER 2: Das verstehe ich nicht.

DARSTELLER 1: Was verstehst du nicht?

DARSTELLER 2: Das mit dem mehr und mit der Liebe.

DARSTELLER 1: Wieso?

DARSTELLER 2: Weil ich das nicht glaube.

DARSTELLER 1: Was?

DARSTELLER 2: Das, was du beschreibst.

DARSTELLER 1: Wieso zweifelst du an meiner Liebe?

DARSTELLER 2: Weil es nicht sein kann.

DARSTELLER 1: Was?

DARSTELLER 2: Das mit dem mehr und mit der Liebe.

DARSTELLER 1: Was kann daran nicht sein? So etwas wächst doch von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Man wächst halt zusammen mein Lieber. Man wird Eins.

DARSTELLER 2: „So etwas” - So beschreibst du es selbst. Das ist gut. Das sagt doch alles.

DARSTELLER 1: Was? Was sagt es?

DARSTELLER 2: Mit dem “so etwas” beschreibst du sehr treffend dein tägliches Einerlei. Ha. - Und dann sprichst du vom Wachsen. Das Einerlei wächst und damit der Einheitsbrei. Du sprichst sogar vom Eins werden. - Das ist pervers. - Das ist kein Vorwurf an dich. Du kennst ja nichts anderes. - Entschuldige, dass ich dir das so hart sage.

Wenn ihr so weiter macht schafft ihr das vielleicht, ihr werdet Eins, tatsächlich. Aber siehst du denn nicht, dass ihr dabei seit euch gegenseitig auszulöschen! Ihr erstickt an eurem Einheitsbrei, an eurer immerwährenden körperlichen und geistigen Präsenz. - Die gegenseitige Wertschätzung bleibt auf der Strecke, mein Lieber (meine Liebe). Sie stirbt, ebenso euere Persönlichkeit, euer Individuum, eure naturgegebene Einzigartigkeit, euer Wesenskern!! Ihr tut mir leid.

DARSTELLER 1: Wieso regst du dich so auf. Was geht es dich an wie wir leben.

DARSTELLER 2: Weil du mein Freund bist (meine Freundin) und wahrscheinlich blind bist für das was du Liebe nennst. Ihr erstickt daran, dass ihr nichts mehr erlebt, nichts wirklich Neues, dass jeder Tag so ist, wie der andere. Ihr lebt nur noch in eurer Mitte, die die ihr euch geschaffen habt. Das ist öde. Das ist fürchterlich langweilig. - Ihr haltet euch nur noch aus. Das ist alles.

DARSTELLER 1: Also ... Das ist doch ... Das ist nicht so. Du redest von etwas was du nicht kennst. Wie kannst du dir anmaßen ...

DARSTELLER 2: Weil du mein Freund bist (meine Freundin). Ich will dir, ich will euch die Augen öffnen. Ich will euch helfen, weil ich euch beide mag. - Ihr wisst schon was der andere denkt bevor er es sagt. Wozu solltet ihr euch austauschen, in befruchtenden Ansichten und Einsichten. Worüber könnt ihr überhaupt noch reden. Wozu braucht ihr eigentlich noch eine Sprache. Es ist doch immer schon alles gesagt und es ändert sich ja nichts, in eurer Mitte.

DARSTELLER 1: Aber ... Jetzt reichts. Ich kann dir nicht mehr zuhören.

Das Bühnenlicht wird sanft kontinuierlich reduziert, sehr behutsam. Darsteller 1 geht in die Knie, sitzt mit angezogenen Beinen und darüber verschränkten Armen auf der Bühne, schaut ernst nach unten.

DARSTELLER 2: Ihr kennt euch gegenseitig so gut, wie jeder sich selbst. - Was bleibt denn da? Gibt es noch etwas, was prickeln verursacht, unerfüllte Träume, Sehnsucht, Begierde? Das ist doch ein ganz schlimmer Zustand, in dem ihr seid. Erkennst du es denn nicht, mein wertvoller Freund (meine wertvolle Freundin)?

DARSTELLER 1: Ich höre dir nicht mehr zu.

DARSTELLER 2: Ihr vegetiert. Ihr lebt wie Tiere, nicht wie aufgeklärte verantwortungsbewusste Menschen unserer Tage. Eure Tage sind grau. Ihr seid grau.

DARSTELLER 1: Ich weiß nicht wovon du sprichst. Ich höre dir nicht mehr zu.

DARSTELLER 2: Von dir. Von euch. Von dem, was du mit Liebe beschreibst. Ich wollte es dir schon lange sagen. - Und glaube mir. Ich weiß wovon ich spreche. Ich habe es selbst erfahren, mehrmals. - Leider.

Was man täglich besitzt, kann man nun mal nicht lieben. Jedenfalls nicht im Sinne von Liebe zwischen Mann und Frau. Auch wenn der Partner noch so viele positive Eigenschaften aufweist. - Der Alltag holt euch ein. Er macht euch blind und stumpf füreinander.

Es ist, als wenn du jeden Tag Kaviar und Champagner genießen wolltest. Das geht nicht. Ihr glaubt euch noch zu sehen, zu empfinden. Ihr meint es ehrlich, ich weiß. In Wirklichkeit aber seht ihr nur noch euch selbst - auch im Anderen. Somit liebt ihr auch nur noch euch selbst. Oh - ist das langweilig. Ist das schlimm mein Freund (meine Freundin).

Stille

DARSTELLER 1: Ich bleibe dabei. Ich liebe meine Frau (meinen Mann). Und ich weiß, wovon ich spreche, im Gegensatz zu dir.

DARSTELLER 2: Du tust mir leid. Wenn du nach so vielen Jahren Einerlei noch immer von wachsender Liebe und vom Einswerden sprichst, zeigt das nur, wie weit deine Krankheit schon fortgeschritten ist, wie tot du bist.

Du benutzt das Wort Liebe für das, was euch verbindet, für Unselbständigkeit und Abhängigkeit, für den Verlust der eigenen Persönlichkeit. Sie ist nicht mehr vorhanden. Die Lichter sind aus. Es ist schrecklich. Ihr tut mir leid. So könnte ich nicht leben.

Stille

DARSTELLER 2: Warum sagst du nichts? Habe ich dich verletzt.

DARSTELLER 1: Verletzt ist gar kein Ausdruck.

DARSTELLER 2: Das wollte ich nicht. Es tut mir leid. Aber ich dachte ... Ich bin – dein Freund (deine Freundin).

Stille

DARSTELLER 2: Putz dir die Brille.

DARSTELLER 1: Welche Brille?

DARSTELLER 2: Die Positivbrille. Höre auf dir herbeizureden was du dir wünschst. Sei ehrlich zu dir selbst und zu deinem Partner. Du machst dir was vor. - Es tut mir wirklich leid ... Aber wenn ich es dir nicht sage bin ich unehrlich und mache mich schuldig an dir, an unserer Freundschaft. Das möchte ich nicht. Ich hoffe du verzeihst mir.

Stille

Es wird wieder hell auf der Bühne, wie zu Beginn. Darsteller eins ist aufgestanden

DARSTELLER 2: Was ist? So sag doch was. Sag, was du denkst. Bitte.

DARSTELLER 1: Ich denke ... Ich denke, dass du nicht weißt wovon du sprichst. - Weil du es nie erfahren hast. - Du mit deinen flüchtigen Begegnungen. Dir zerrinnt doch alles. Du bist gar nicht kompetent über Liebe zu sprechen, weil du keinen Partner hast, den du lieben kannst. Du hast es mir oft gesagt.

DARSTELLER 2: Habe ich das? - Vielleicht erinnerst du dich. - Ich sagte zu Beginn unseres Gesprächs, nachdem du sagtest, dass du liebst, dass ich auch liebe.

DARSTELLER 1: Du hast gesagt, dass du keinen Partner hast. Und ich weiß es ja.

DARSTELLER 2: Dass ich nicht verheiratet bin wollte ich damit sagen. Du weißt aber auch, dass ich eine liebe Freundin habe und in der Vergangenheit liebe Freundinnen hatte.

DARSTELLER 1: Du erzählst mir immer und oft von ihnen.

DARSTELLER 2: Na und? Genügt das nicht?

DARSTELLER 1: Was? Das hat doch nichts mit Liebe zu tun. Du bildest dir doch nur ein zu lieben. Du hast mir sehr oft von deinen Enttäuschungen erzählt. Du findest doch keine die deine ... Das ist doch nur ... Du liebst doch nur ...

DARSTELLER 2: Was?

DARSTELLER 1: Den Augenblick. Das was du in dem Augenblick empfindest wenn du dir einbildest, dass du liebst.

Stille

DARSTELLER 2: Ich dachte, ich hätte es dir vorhin erklärt. - Wir beide reden von Liebe und denken an völlig verschiedene Dinge. Du an die Abhängigkeit, in die du geraten bist, ich an das Prickeln im Bauch, das Unerfüllte, die immer währende Sehnsucht.

Das Flüchtige ist das einzig Wahre und Liebenswerte, das was man nicht festhalten und nicht besitzen kann. Das was man begehrt, meine Liebe (mein Lieber). Es ist wie die Sonne. Sie kommt und geht. Sie liebkost uns mit ihrer Wärme - wenn sie scheint. - Aber sie scheint nicht jeden Tag. Und das ist gut so. Das macht unsere Welt ja so wertvoll, so lebens- und liebenswert.

Deshalb lebe ich nicht wie du. - Weil ich meinen Appetit nicht verlieren möchte. Ich möchte nicht satt werden! Niemals! Ich sitze an einem hübsch gedeckten Tisch und ich nasche von der köstlichen Speise, die man Liebe nennt, mit einem kleinen Löffel. - Ich versuche nicht zu besitzen, was ich genießen kann. Ich zelebriere die Liebe.

Das ist die wirkliche Liebe zwischen Mann und Frau. Wenn du mich nicht verstehst, kann ich dir nicht helfen. Ich habe mich bemüht, offen und ehrlich zu sein.

DARSTELLER 1: Soll ich einmal zusammenfassen, was ich verstanden habe?

DARSTELLER 2: Natürlich. Obwohl ich glaube, dass es nicht viel ist.

DARSTELLER 1: Du liebst die Flüchtigkeit. Und das ist in diesen Tagen zufällig deine jetzige Freundin. Du meinst mit deiner Liebe aber nicht sie als Person. Du liebst ein Bild von ihr, das was du lieben möchtest. Nicht den Menschen den du in den Armen hältst, wenn du ihr sagst, dass du sie liebst.

Du liebst sie wenn sie kommt, wenn sie da ist, aber wahrscheinlich mehr noch wenn sie wieder geht. Und wahrscheinlich liebst du sie am allermeisten in dem Augenblick in dem sie geht. Dann bist du entlastet von deinen Ansprüchen und Visionen. Dann musst du dich nicht mehr verstellen. Dann kannst du wieder sein, wie du bist. - Das ist einfach.

Du liebst die Flüchtigkeit, weil du vor dir selbst flüchten musst. Das ist alles mein Lieber. Das habe ich bisher verstanden.

Stille

...

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